Nach einer Wahl ist die Zeit vor der nächsten Wahl, aber auch jene der Wahlanalysen, mitunter die amüsanteste Zeit für den Souverän, das Volk, je nach Wahlerfolg.
Am aufschlussreichsten sind dabei die ersten Stellungnahmen, meistens der Parteisekretäre, die je nach Schockstarre die Gefühlslage der Mandatare und Funktionäre am authentischsten interpretieren.
So sagte etwa jener der FPÖ, dass die Gewinner der positiven Wende die Österreicher seien, wobei noch nicht ganz klar ist, was genau gewendet werden soll, aber eindeutig ist die FPÖ mit Abstand die stärkste Partei geworden – erstmals in der Zweiten Republik. Volkskanzler wird sich dennoch mit 30% nicht ausgehen. Aber es kann ja noch werden, das haben andere in der Geschichte schon mal bewiesen.
Jener der ÖVP sprach gar von einer gelungenen Aufholjagd, obwohl seine Partei fast ein Drittel der Wählerschaft verloren hat und bloss noch deutlich abgeschlagen Zweiter ist, und dass es keine Koalition mit der FPÖ geben werde.
Nicht ganz so schlimm hat es die SPÖ erwischt, die in etwa gleich geblieben ist, aber dennoch das vermutlich schlechteste Ergebnis ihres Bestehens eingefahren hat und von einem schwarzen Tag für die Demokratie sprach, wobei nicht klar ausgesprochen wurde, was genau damit gemeint war. Aber dennoch habe man tapfer gekämpft, der Parteivorsitzende bleibe es auch, und dann war noch das hässliche Wort von den Parteischädlingen, die nicht so ganz zur vorsichtigen Aufbruchstimmung passen wollten.
Dass die NEOS deutlich geringer dazugewinnen konnten, als ihnen prognostiziert wurde, aber immerhin Vierter wurden, tat ihrer Euphorie keinen Abbruch, proeuropäisch sei man, die Reformkraft, keinesfalls wolle man eine Koalition mit der FPÖ, was seltsam ist, da doch der eine oder andere Pinke ein Faible für Rechts hat. Jedenfalls wolle man in die Regierung.
Aber auch die Grünen konnten dem Denkzettel durchaus Positives abgewinnen, denn auch sie waren abgeschrieben und haben sich zurückgekämpft, wie der Sozialminister meinte, wenngleich der Verlust von mehr als einem Drittel der eigenen Wählerschaft nicht ganz dem entspricht, was man unter einem siegreichen Kampf üblicherweise versteht.
Uneingeschränkt optimistisch schreiten die KPÖ als Kraft der Veränderung nach vorne, auch wenn sie es nicht in den Nationalrat geschafft haben, und die Bierpartei, die mit minimalen Ressourcen und einer Mega-Kampagne ein Maximum herausgeholt haben, wie deren Vorsitzender erklärte, und jetzt mit Bier anstossen würden, wenn auch nicht im Parlament.
Und so konnten alle mit ihren Siegen zufrieden sein, insbesondere die Österreicher, die Gewinner der positiven Wende.