Aux armes, citoyens…

Flanby©iStockphoto

…dass unreines Blut unserer Äcker Furchen tränke, wie es in der Marseillaise heisst, wusste vor kurzem der ehemalige französische Präsident François Hollande gegenüber einem österreichischen Boulevardblatt zu berichten, das eifrig bemüht ist, eine gewisse Standard-mässige Gleichförmigkeit der öffentlichen Meinung zu erzeugen, weshalb es vor der diplomatischen eine militärische Lösung geben müsse, in der Ukraine nämlich.

Diese ist naturgemäss einfacher, weil ihr eine simple anthropologische Praxis des Hauens und Stechens eignet, wie jüngst der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine, Danilow, in einem bestechenden Zwölfpunkteplan erläuterte, unter anderem den Abriss der Brücke, welche die Krim mit Russland verbindet, sowie eine umfassende Säuberung der Beamtenschaft und der Justiz, quasi ein Programm der „Entgiftung“.

Putins tiefgehender Machtanspruch, das Zarenreich oder die Sowjetunion zu restituieren, lasse aber keine andere Wahl, als die Ukraine mit Waffenspenden zu unterstützen, erläuterte der Präsident, wobei schon an dieser Stelle jeder Sekundarschülerin und jedem Schüler aufgefallen ist, dass es zwischen Kaiserreich und der Sowjetunion doch beträchtliche historische und sachliche Nuancen politischer Natur gibt, und unterstellt sogleich dem ungeliebten Bösen ein verblüffendes Ausmass an Lügen. 

Der Beweisführung des versierten Tiefenpsychologen zu widersprechen, fällt schwer, weil ihm doch eine gewisse Erfahrung im Umgang mit amerikanischen Präsidenten und britischen Premiers nicht abgesprochen werden kann und selbst die eigene französische Politik, ob in Afrika, Libyen oder Syrien, nicht nur Prawda, sondern eine ziemlich blutige Angelegenheit war und ist.

Auch die eigene Beobachtung des Charakters des Gescholtenen bei Verhandlungen, dessen Körperlichkeit, sein Blick, seine Haltung, dessen Wutausbrüche und Angstmache als Kommunikationsmittel verlangten Entschlossenheit, so der sonst konfliktscheue François, von seinen Kritikern nach jenem köstlichen französischen Karamellpudding wackeliger, schlaffer Konsistenz etwas unsanft „Flanby“ Geherzte.

Hinter der gemeinsamen Abneigung Chinas und Russlands gegen die USA stehe nämlich die Anfechtung dessen, wofür Europa stehe, Demokratie und Freiheit, weshalb es nicht nur um das Schicksal der Ukraine gehe, sondern um universelle Werte, kennt der Elysische genau den Unterschied zwischen der trostlosen Existenz des einsamen Autokraten im Gefängnis des Kreml und der eigenen, seinerzeit nächtens mit dem Motorroller über die prächtigen Champs Élysées rauschend, den glitzernden Eiffelturm zur Linken, den Triumphbogen voraus, die Gefährtin im Rücken.

Wenig verwunderlich, dass Flanby nach nur einer Amtsperiode nicht mehr zur Wiederwahl als Präsident angetreten ist und seine Partei, der Parti socialiste, in völliger Bedeutungslosigkeit versank. Umso erstaunlicher sein Ansinnen, bei der Präsidentschaftswahl 2027 „dabei zu sein“.

Demokratie und Freiheit und ein wenig Heuchelei.