Klenkismus

© Walter Posch 2023

Die Würdelosigkeit von Teilen des SPÖ-Klubs beschäftigte jüngst den eifernden Menschenrechts-Bellizisten eines österreichischen Schmetterlingsjournals, der das Verhalten jener SPÖ-Abgeordneten geisselte, die der virtuellen Apotheose des ukrainischen Präsidenten durch den über alle moralischen Zweifel erhabenen österreichischen Nationalratspräsidenten nicht Folge leisteten. 

„Das ist an Stillosigkeit kaum noch zu überbieten…Das ist nicht nur respektlos, es ist schamlos, stillos und skandalös.“, holperte der chefredaktionelle Eiferer in moralischen Kategorien, seinen eigenen Text auch mit dem einen oder anderen grammatikalischen Fehler verzierend, den der Unbestechliche, politisch tief schürfend, aber jenen SPÖ-Abgeordneten nicht verzeihen mag, die er mit der denunziatorischen Hilfe eines Abgeordneten der NEOS named and shamed.

Der selbst in verächtlichem Stil mit zahlreichen Verdächtigungen operierende Propagandist ist nun aber noch Lektor einer Lehrveranstaltung zu investigativem Journalismus im Rechtsstaat am Institut für Rechtsphilosophie der Universität Wien, dem eine sehr kompetente Frau vorsteht und an dem ein honoriger ehemaliger Bundeskanzler und Präsident des Verwaltungsgerichtshofs lehrt, von denen man durchaus Juristisches statt moralisierender Empörung lernen hätte können.

In die gleiche Kerbe wie das ehemals anspruchsvolle Politik- und Kulturmagazin schlagend, fehlt dann nur noch die Europa- und Verfassungsministerin, die, öffentliche Enunziationen jedes Mal mit dem Hinweis auf ihre zivilberufliche Kompetenz als ehemalige Strafrichterin schmückend, ein Statement zur Lage abgibt, um der prätendierten österreichischen Rechtschaffenheit die Ehre zu erweisen. Der russische Präsident Wladimir Putin würde bei seiner Einreise nach Österreich festgenommen werden, so die Eifrige, was jenen sehr erschreckt haben soll, sodass er sich unverzüglich bei seinen ehemaligen Amtskollegen Clinton, Schröder, Joschka Fischer, Bush jr., Blair, Obama und Sarkozy erkundigt haben soll, wie diese es angestellt haben, dem langen Arm des Internationalen Strafgerichtshofs und der furchtlosen österreichischen Strafrichterin zu entgehen.

Inzwischen dürfen die der brutalen Aggression ausgesetzten Menschen der Ukraine weiter bluten für Bellizisten und Klenkisten jeglicher Provenienz, während die für das Klima und die Landesverteidigung zuständigen alpenländischen Ministerinnen an einer neuen Sicherheitsstrategie basteln, um eine offensive Symbiose von Klimaschutz und Verteidigung des Abendlandes einzugehen, weil es nicht sein könne, dass ein Mann im Kreml entscheide, ob die heimische Industrie produzieren und die Haushalte heizen könnten. 

Aber „es darf kein Alleingang von ÖVP und Grünen sein“, so der NEOS-Kosmopolit mit dem ausgeprägten Sinn für naming and shaming.