Moin Olaf

Der deutsche Michel©Wikimedia Commons

Zu beneiden bist du wahrlich nicht. Eingekeilt zwischen deinen pickelhaubenen Koalitionspartnern und Waffenjunkies, den BlackRocker Merz im Nacken, im demokratischen Schrumpfungsprozess begriffen, weil des deutschen Michels mehrheitliches Einvernehmen die Verteidigung des Abendlandes im Osten ist, und jetzt auch noch „die Vorverlagerung des Krieges in das Gebiet des  Aggressors“, wie der ukrainische Präsident berichtete, „um für Gerechtigkeit zu sorgen.“ (SPIEGEL, 10.08.2024) „Wir werden mit Langstreckenangriffen auf russische Raketenabschussbasen und mit der entsprechenden Zerstörung der russischen Militärlogistik antworten“ (Handelsblatt, 12.08.2024), erläuterte der Präsident den kühnen Plan, den slawischen Bruderkrieg durch den Vorstoss auf russisches Territorium zu seinen Gunsten zu entscheiden.  

Was aber legal sei, wie ein Sprecher des EU-Aussenbeauftragten Borrell die ukrainischen Angriffe auf Russland reflexartig kommentiert hatte. (derStandard, 09.08.2024) Klarerweise war zu erwarten, dass Russland mit Raketenangriffen auf ukrainische Städte antworten würde, aber das ist halt so bei Kriegen.

Nun muss man zugeben, dass du nie ein Freund des heroischen Schlachtens warst und auch nie Bussi-Bussi mit dem ukrainischen Präsidenten gemacht hast wie deine (deutsch)europäische Amtskollegin in Brüssel. Appeasement hin, Appeasement her.

Auch wird dir nicht geheuer sein, dass deutsche Leoparden nun gegen Moskau rollen. 

Und du hättest sicher nicht den frenetischen Applaus deiner Landsleute gewollt, als unser österreichisch-deutscher Hitler nach dem „Überfall Polens auf Deutschland“ erklärt hatte, dass seit 05:45 Uhr jetzt zurückgeschossen werden würde. Wegen Lebensraum im Osten und Verteidigung der deutschen Reinheit und so.

Die „Verteidigungskriege“ in den Weiten der Ukraine und Russlands sind selten gut ausgegangen. Das musste im 19. Jahrhundert der kleine korsische General zur Kenntnis nehmen, der es nicht zum Heldentod geschafft hat, sondern bloss in die Verbannung auf seine kleine Insel im Südatlantik.

Und auch dem GRÖFAZ war im 20. Jahrhundert kein wirklich ruhmreiches Ende beschieden, sondern bloss der jämmerliche Suizid in seinem Führerbunker.

Man kann zwar aus der Geschichte nicht viel lernen, schon gar nicht, wie man ohne Gesichtsverlust aus einer derart verzwickten Situation wieder rauskommt, in die ihr euch begeben habt. Am Mangel von politischen, militärischen und strategischen Beratern wird es nicht liegen, sofern diese bisher mit ihrem Rat nicht schon gescheitert sind. 

Die Beispiele von Napoleon und Hitler legen nahe, es im 21. Jahrhundert mal mit tiefenpsychologischen Analysen und Vergleichsstudien zu versuchen. Beim Putin seid ihr euch ja klar einig, aber wie steht es um die psychische Verfassung der anderen Kombattanten?