Trump, so what?

© Günther Ortner

„Ungewisse Zukunft nach Trump-Sieg“ titelte ein österreichisches Medium über die chinesisch-amerikanischen Beziehungen nach den Präsidenten-Wahlen in den USA, als sei die Zukunft je was anderes gewesen als ungewiss.

Waren sich alle österreichischen Qualitätsmedien sommers noch glatt einig, dass der nächste Präsident eine Präsidentin sein würde, eine Nicht-Weisse und sympathisch noch dazu. Und dann das! Man kann die Schockstarre verstehen. Ziemlich „belämmert“ (etymologisch niederdeutsch „beschädigt“) schauten die medialen Sternendeuter „aus der Wäsche“, und mit Ihnen fast die gesamte europäische Wertegemeinschaft, die ihr jahrelang aufgebautes Friedenswerk in Gefahr sieht.

Gerade hatte das österreichische Renner-Institut die „Friedenspreis“-Trägerin des deutschen Buchhandels Anne Appelbaum eingeladen, eine versierte Putin- und Nationalsozialismus-„Expertin“, über die Achse der Autokraten zu sprechen, als das Undenkbare geschah: ein Autokrat im Weissen Haus, Faschist gar, wie die demokratische Kandidatin Harris zu enthüllen wusste. (tagesschau.de 24.10.2024)

Nach Saddam Hussein, Muammar al-Gaddafi und den iranischen Sittenwächtern die neue Achse des Bösen: Putin-Trump. 

Da wird es für die Weltbildkonstruktion der europäischen Eliten schwierig.

Hatten sie noch vor nicht allzu langer Zeit ihr ideologisches Wunschbild als Realtität zu verkaufen versucht, den Gegner als alleinigen Kriegsverantwortlichen, einen Teufel, den strahlenden Westen als Verteidiger von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten. Der Sieg ist unser, und wer die heilige Sache in Frage stellt, ist ein Verräter wie Orban…oder Trump. So nix Ukraine, make America great again! 

Fast gleichzeitig das deutsche Armageddon. Scholz entlässt seinen Finanzminister Lindner und überlässt die Partei der Waffenlobbyisten dem Urteil des deutschen Volkes und der Geschichte. Das andere grüne Ampellicht erhellt sich sogleich selbst zum Kanzlerkandidaten, mit 9% ein etwas hybrides Ansinnen, wo doch dem „Volkskanzler“ Österreichs 30% für die Kanzlerschaft (noch) nicht gereicht haben. Aber zumindest reicht es ihm für die „Wiener Erklärung“ über die „kulturell bedingte unerschütterliche Verbundenheit“ zwischen Ungarn und Österreich. 

Eine Unverschämtheit, schäumen der österreichische Boulevard und die politisch Korrekten. Düster das einst triumphierende Antlitz der Europäischen Kommission, gezeichnet von Krieg und Abstiegsängsten.

„Die Welt steht auf kein`Fall mehr lang“, murmelt der grosse Menschenkenner Johann Nestroy astronomisch korrekt, „so what?“