Als probates Mittel seit jeher, die gesellschaftliche Wirklichkeit, insbesondere die Wahrnehmungsstörung zwischen der des Volkes und jener des jeweiligen Potentaten, zurechtzurücken, gilt verlässlich die Überzeugungsarbeit mittels roher Gewalt, wenn der Jubel nicht der innigen Liebe des Volkes zu seinem Herrscher aus sich selbst entspringt. So geschehen 1967, als der persische Schah Reza Pahlavi anlässlich eines Deutschlandbesuches aus Gründen jener Wahrnehmungsdifferenz neben regimetreuen Jubelpersern auch seinen Geheimdienst SAVAK unter die Leute mischte, die weniger mit Jubel als vielmehr mit dem Verprügeln der gegen den Schah demonstrierenden vorwiegend jungen Leute beschäftigt waren, bevor die deutsche Polizei nach längerem Zuschauen befand, dass es besser sei, wenn sie die Tätigkeit des Verprügelns lieber selbst übernähme, wobei der Student Benno Ohnesorg durch die gezielte Kugel eines Polizisten den Tod fand, letzlich die Inititalzündung für die 68er-Studentenbewegung und die nachhaltige Veränderung der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft.
Genützt hat es weder dem Herrscher auf dem Pfauenthron, der nach der Abdankung seines Vaters im Gegensatz zu diesem mehr auf die Mullahs gesetzt hatte, bevor er von jenen 1979 gestürzt und ins Exil geschickt wurde, noch den USA, die den den westlichen Werten und der Regenbogenpresse zutiefst verbundenen Waffenliebhaber jahrzehntelang aufgerüstet hatten, um ihn zum wichtigsten Verbündeten in der Golfregion zu machen, ehe der aus seinem Pariser Exil zurückgekehrte Ajatollah Chomeini mit der Erstürmung der amerikanischen Botschaft und der Geiselnahme der Botschaftsangehörigen die Wahrnehmungsdifferenz des amerikanischen Präsidenten Carter, der noch ein Jahr zuvor den Iran als Insel der Stabilität bezeichnet hatte, sowie jene der Schläfertruppe des CIA schmerzhaft entblösste.
Am wenigsten genützt hat es allerdings dem iranischen Volk, insbesondere den Frauen, die nun seit fast einem halben Jahrhundert die Segnungen der iranischen Theokratie geniessen dürfen.
In einem ähnlichen Dilemma befindet sich derzeit die österreichische Metamorphose der Jubelperser, unsere geliebte Klimaschutzministerin, die genau weiss, „wie wir klimaneutral werden können“, und sich des enthusiastischen Jubels ihrer sie umgebenden Satelliten gar nicht erwehren kann. Man dürfe nur nicht vom Weg abkommen. Bis 2030 klimaneutral, klatschen die Trabanten, dankbar für die Schulungen, Analysen, Beratungstools, Investitionsförderungen, Jubel, Jubel, Jubel.
Nun ist unbestritten, dass der Ausbau von Windkraft, Photovoltaik, Gebäudesanierung, öffentlichem Verkehr sinnvoll und unverzichtbar ist, wofür die Klima- und Transformationsoffensive der Bundesregierung bis 2030 rund 5,7 Mrd. Euro bereitstellen wird. Sogar die „Klimaneutrale Industrie Österreich“, mit einem Drittel Hauptemittent der Treibhausgase, zeigt sich begeistert vom neuen Weg der Dekarbonisierung. Konkrete Zahlen gebe es zwar noch nicht, aber es sei alles ausgezeichnet gelaufen.
In den Jubel um die seit 2021 gesunkenen, wenig erfreulichen Ereignissen geschuldeten Treibhausgas-Emissionen, und das trotz eines um fast 5% gestiegenen Bruttoinlandsprodukts 2022, wie das Klimaschutzministerium frohlockend feststellte, was bei einer fast zweistelligen Inflationsrate und einer drohenden Rezession 2023 dann doch einer gewissen Relativierung bedarf, mischt sich letztlich gnadenlos die Realität der Zahlen.
Auch wenn laut Nationalem Energie- und Klimaplan (NEKP) der angestrebte Zielpfad von 100% Strom aus erneuerbaren Quellen gelänge, bleibt angesichts eines Bruttoinlandsverbrauchs von umgerechnet rund 400 Terawattstunden (TWh) Energie jährlich (= 400.000.000.000.000 Wattstunden) die beispielsweise von Windkraftanlagen erzeugte Energie (1300 Windräder liefern jährlich 7,6 TWh) geradezu marginal. Die grössten Energielieferanten Öl, Gas und Kohle mit rund 270 TWh jährlich, decken hingegen rund 68% des österreichischen Energiebedarfs, doppelt böse, weil einerseits karbon und anderseits russisch. Sie zu ersetzen, bräuchte es somit 35.000 Windräder mit mild geschätzten Kosten von etwa 175 Mrd Euro, nicht eingerechnet die Kosten des zu erwartenden Widerstands der Bevölkerung.
Da passt gut die Nachricht von Global Witness, einer internationalen Menschenrechtsorganisation, die laut ORF.at vom 30. August nachgerechnet hat, dass die Länder der Europäischen Union in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 40% mehr Flüssiggas (LNG) von Russland gekauft haben als im gleichen Zeitraum 2021 vor dem Kriegsbeginn, nämlich 22 Millionen Kubikmeter! Allen voran Spanien und Belgien, aber auch Deutschland über den belgischen Terminal Zeebrügge.
So sehr die Debatte über die Reduktion von schädlichen Emissionen daher notwendig und vernünftig ist und es vieler diverser Massnahmen bedarf, ist es nur allzu verständlich, dass es die Ministerin und auch den deutschen „Wirtschafts“minister gerüchteweise ins Exil nach Brüssel, in die Hauptstadt der Jubelperser und Heuchler, zieht, wo Wahrnehmungsspreizungen ganz gerne mit kriegerischer Gewalt behandelt werden.