Schmetterlinge

Tagpfauenauge, Admiral, Kaisermantel, Zitronenfalter, und wie sie alle heissen, sie erfreuen unser Auge mit unvergleichlicher Pracht. Sehr verständlich, dass sich ein österreichisches Journal des schönen Tiers ikonografisch bedient, wenngleich dessen Beiträge den bunten Schönheiten nicht immer gerecht werden. Redaktionen sind eben nur ein Abbild der gesamten gesellschaftlichen Wirklichkeit, man wird Poet*innen finden, kritische Journalist*innen, naturgemäss kaum Analphabet*innen, vereinzelt aber auch ausgewiesene Dummköpfe.

Und so finden sich verständlicherweise neben literarischen Beiträgen – selten zwar – auch solche von inferiorer Qualität wie jener Beitrag eines „Kultur“-journalisten, der vor einiger Zeit, unter Bezugnahme auf die virtuose Nachtigall, Frau Netrebko jener opportunistischen Heuchelei bezichtigt, die ihm an sich selbst noch nicht aufgefallen ist, weshalb er sie gleich zum Singen in die Badewanne wünscht.

Klarerweise müssen dann auch noch andere Beispiele für sein diffuses Weltverständnis herhalten wie der Dirigent Gergiev, den er tief im Hintern Wladimir Putins ortet. So der Geifer auf die virtuelle Feder trieft, müssen noch die Dirigenten Karajan und Furtwängler der Gruselstory als braune Versatzstücke dienen, um der scheinheiligen Geschichte den Anschein politischer Korrektheit und kultureller Kompetenz zu verleihen.

Wenn die Trennung von Kunst und Politik als Fake entlarvt wird, der seinen Zynismus als Schöngeisterei verpackt, wie der Schreiber meint, braucht es nur noch den Peter Handke unterstellten weltfremden Spleen, um seine krude Schreibe abzurunden. Literatur-Nobelpreis wird´s wohl keiner werden.