„Kumm ausse, i bin´s, dei Präsident!“ Mit diesen Worten wird der ehemalige Wiener Polizeipräsident Josef Holaubek zitiert, als dieser vor über 50 Jahren allein und unbewaffnet einen der drei Ausbrecher aus der Strafanstalt Stein, der sich in einer Wohnung mit Geiseln verschanzt hatte, zur Aufgabe überreden konnte, worauf dieser brav mit dem Präsidenten mitging.
Der Fall, der Österreich tagelang in Atem hielt, beleuchtet ein spezifisches Amtsverständnis, das sich auf allerlei Freundschaften, Seilschaften und Dienstbarkeiten stützt, dessen Benefizien ein geradezu joviales Autoritätsverhältnis begründeten, dem sich selbst hartgesottene Gangster nicht entziehen konnten, was im Zeitalter des neuen Moralismus aber sicher (?) nicht mehr gangbar wäre.
So musste sich ein ehemaliger Kanzler und Präsident sehr zur Unfreude seiner Partei, die es mehr mit Moral als mit Politik hält, vorhalten lassen, seine Honorarnoten seien formal gesehen, ein „Witz“, wie es ein bekanntes Journal ausdrückte, nachdem jeglicher Hinweis darauf fehle, „auf welcher rechtlichen Grundlage das Geschäft bestand“, quasi die Variante des „Wo woar mei Leistung?“ eines ehemaligen, mittlerweile erstinstanzlich verurteilten Nationalratsabgeordneten und Unternehmers einer anderen politischen Couleur. „Ein ehemals sozialdemokratischer Spitzenpolitiker sollte nicht die Fronten wechseln“, meinte der Herausgeber des Journals in Unkenntnis der Tatsache, worin genau der Frontwechsel bestand.
Auch ein anderer „Präsident ohne Genierer“ – so die Klassifizierung desselben Blattes –, dessen Amtsverständnis jenem reziproken Verhalten folgt, das nicht notwendigerweise Wohlverhalten induziert, musste jüngst schmerzhaft feststellen, nicht nur diverser Skandale, Interventionen und dubioser Zahlungen von Glücksspielfirmen geziehen zu werden, sondern auch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wegen der Einflussnahme auf laufende Verfahren dementieren, die allesamt in „keinster“ Weise der Wahrheit entsprächen, was sich trotz der schwierigen Beweiswürdigung aufgrund des Ablebens eines Beteiligten dereinst möglicherweise als ein der Wahrheit „in keinster Weise“ angemessener Sachverhalt darstellen wird.
Zwar weist der Präsident jegliche Forderung nach Rücktritt zurück, zumal er derzeit noch das Vertrauen des Bundeskanzlers geniesst, wenngleich das einst hämisch leuchtende Verschwörergesicht erstmals deutliche Spuren kathartischer Reinigung zeigt.
Anderseits gibt es nicht unbeträchtliche Stimmen in der ÖVP, die meinen, das Problem sei bloss mit seiner Repatriierung als Ehrenpräsident des niederösterreichischen Musikschulwerks MKM in St.Pölten zu lösen, wo der Gescholtene gesichtswahrend die Phantomschmerzen seines Machtverlusts therapieren könnte.